Die hohe Anzahl an Akteuren aus dem kommunalen Umfeld, die gestern nach Halle (Saale) gekommen sind, verdeutlicht einmal mehr den großen Informationsbedarf zur kommunalen Wärmeplanung. Denn genau dieses Thema stand gestern im Mittelpunkt des Geschehens.
Für den landesweiten Auftakt zur kommunalen Wärmeplanung wurde das Treffen erstmalig gemeinsam mit dem bundesweit agierenden Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW), das in diesem Jahr in Halle (Saale) seine Arbeit aufgenommen hat, sowie mit dem Verband kommunaler Unternehmen Sachsen-Anhalt (VKU) ausgerichtet. "Mit dem neuen Bundeskompetenzzentrum Kommunale Wärmewende haben wir einen wertvollen Wissensträger und Initiator in unserem Bundesland, mit dem es eine enge fachliche Zusammenarbeit geben wird", würdigte LENA-Geschäftsführer Marko Mühlstein gleich zu Beginn die Bedeutung des KWW für Sachsen-Anhalt.
"Eine erfolgreiche Energiewende braucht eine echte Wärmewende!"
Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann beleuchtete die kommunale Wärmewende zunächst aus Sicht der Landesregierung: "Auf dem Weg zur Klimaneutralität braucht es gerade im Wärmesektor deutlich mehr Schub. Auch in Sachsen-Anhalt kommen in den allermeisten Gebäuden aktuell noch fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas für Heizen, Kühlen und Warmwasser zum Einsatz; das sorgt für 40 Prozent unserer CO2-Emissionen. Eine erfolgreiche Energiewende braucht deshalb auch eine echte Wärmewende; ein zentraler Baustein dafür ist die flächendeckende kommunale Wärmeplanung unter Nutzung regenerativer Energiequellen. Gerade mit Blick auf die aktuelle Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine müssen jetzt die Weichen für diese gemeinsame Kraftanstrengung gestellt werden. Vor allem brauchen Kommunen und Stadtwerke als Maschinenraum der Wärmewende schnell Planungs- und Investitionssicherheit."
Auch KWW-Leiter Robert Brückmann verdeutlichte in seinem Vortrag die tragende Rolle der kommunalen Wärmeplanung: "Unsere Zielvorgabe der Klimaneutralität erfordert es, dass in den kommenden 22 Jahren auch die Wärmeversorgung in jeder Kommune in Deutschland klimaneutral wird. Um eine versorgungssichere und zukunftsorientierte Wärmeversorgung ihrer Einwohner durchdacht und mit der nötigen Planungssicherheit anzugehen, brauchen die Kommunen ein strategisches Planungsinstrument: die Kommunale Wärmplanung (KWP). Sie zeigt Wege auf, wie die lokalen und regionalen Wärmeerzeugungspotenziale klimaneutral und unabhängig von Importen (fossiler) Energieträger ausgeschöpft werden können. Damit bekommen Gemeinden, Stadtwerke, Investorinnen und Investoren, Handwerkerinnen und Handwerker, aber auch Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sowie Mieterinnen & Mieter mehr Planbarkeit und sind in der Lage, sich zukunftssicher und klimagerecht mit Wärme versorgen zu können", so Brückmann.
"Kommunale Wärmeplanung ist in allen größeren Kommunen umsetzbar"
Da auch die Stadtwerke wesentliche Akteure bei der kommunalen Wärmeplanung sind, beleuchtete Dino Höll, stellvertretender Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Sachsen-Anhalt und Geschäftsführer der Stadtwerke Dessau, in seinem Vortrag die Herausforderungen und die Rolle der kommunalen Unternehmen bei der Wärmeplanung. Unter anderem fordert er eine einheitliche Regelung der Wärmeplanung auf Bundesebene. Als besonders wichtig betrachtet er eine möglichst frühzeitige Einbindung aller beteiligten Akteure sowie eine sowohl finanzielle als auch vor allem fachliche Unterstützung der Kommunen. Sein Fazit: "Kommunale Wärmeplanung ist in allen größeren Kommunen durchaus umsetzbar."
Am Nachmittag folgte schließlich der Einblick in die Praxis. Vorgestellt wurden den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter anderem ein Online-Tool für die Wärmeplanung in Kommunen mittels Geodaten sowie die Transformationsstrategie der Stadt Weißenfels und ein Erfahrungsbericht zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung am Beispiel der Hansestadt Rostock.
Bis zu 100 Prozent Förderung für kommunale Wärmeplanung
In einigen Bundesländern ist die Wärmeplanung für Kommunen bereits verpflichtend. Die Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt appelliert an die Kommunen, nicht zu warten bis die Wärmeplanung auch hierzulande zur Pflichtaufgabe wird, sondern schon heute zu handeln. Dafür spricht auch die am 1. November 2022 in Kraft getretene Novellierung der Kommunalrichtlinie, die kommunale Wärmeplanung als neuen Förderschwerpunkt enthält. Bis zum 31. Dezember 2023 können Kommunen für die Erstellung kommunaler Wärmepläne 90 Prozent Förderung erhalten. Finanzschwache Kommunen und Antragstellende aus Braunkohlerevieren können sogar von einer 100-Prozent-Förderung profitieren.